Bild und B.Z. berichtete gestern, wir würden die diesjährige 18 Uhr-Demonstration boykottieren. Sie zitieren dabei aus einem auf Indymedia veröffentlichten Bekenner*innenschreiben. In diesem erklärten die Genoss*innen ihre Aktion gegen den Nazisänger Peter Brammann, der unweit der Köpi wohnt, und eine Niederlassung von A&O, die Hostel-Kette die Mitte März den AfD-Landesparteitag in ihren Räumen ermöglichte. Beim Publizieren von Indymedia-Artikel muss ein Autor angegeben werden. Die Genoss*innen hatten dort "autonome antifa" eingetragen. Eine wahrlich nicht wenig verbreitete Selbstverortung im politischen Spektrum, die wir - wie auch etliche andere politische Gruppen in Deutschland und der Welt - im Namen tragen. Für Bild und B.Z. reichte dies jedoch aus, um aus dem Bekennerschreiben ein Statement unserer Gruppe zu machen. Selbst von der Boulevard-Presse hätten wir da schon ein wenig mehr Recherche erwartet - zu mal, wenn gleich zwei Zeitungen diesen Müll veröffentlichen und im Falle der B.Z. sogar zwei Autoren, Ole Kröning und Thomas Kieschnick, den nicht gerade langen Artikel geschrieben haben wollen. Dass Polizei-Sprecher Stefan Redlich auch noch erklärt, davon zu wissen und dies in seiner Lage-Einschätzung zum 1. Mai zu berücksichtigen, ist das Sahnehäubchen auf dieser Farce.

Würden Bild und B.Z. mit ihrem Dreck nicht täglich Hunderttausende erreichen, wäre dieser Bullshit keinen Kommentar wert. Da dem leider nicht so ist, hier eine kurze Gegendarstellung:

  • Wir distanzieren uns keineswegs von der Revolutionären 1. Mai-Demonstration und rufen schon gar nicht zum Boykott auf. Ganz im Gegenteil begrüßen wir den offensiven Bezug auf die Kämpfe gegen Zwangsräumungen und für den Erhalt linker Projekte wie dem M99 und der Friedel54.
  • Gerade angesichts der rassistischen Mobilisierungen in Deutschland, die in Sachsen ihre bisher stärkste Zuspitzung findet, finden wir es notwendig sich den dort erstarkenden Neonazi-Strukturen auch am 1. Mai entgegen zu stellen.
  • Weder die Revolutionäre 1. Mai-Demonstration noch die Proteste gegen den Naziaufmarsch in Plauen sind die Revolution. Bis zu dieser ist es noch ein sehr langer und steiniger Weg auf verschlungenen Pfaden über vielfältigste Themenfelder. Wir finden es daher falsch, das eine gegen das andere auszuspielen, wie es im von der B.Z. zitierten Bekennerschreiben getan wird.
  • Wir halten direkte Aktionen gegen Nazis und Unternehmen, die mit Rassist*innen Geschäfte machen, für eine legitime und notwenige Praxis, um menschenverachtender Strukturen zu schwächen und den gesellschaftlichen Rollback entgegenzutreten. In diesem Sinne solidarisieren wir uns mit der Aktion gegen Peter Brammann und A&O. Es war jedoch keine Aktion der Gruppe und das entsprechende Bekenner*innenschreben ist nicht von uns.
  • Es gab vor unser Gruppe und gibt parallel zu uns, wie auch sicherlich in Zukunft Menschen in Berlin, die sich als autonome Antifas verstehen und auch so bezeichen - „und das ist auch gut so!“ Texte unserer Gruppe werden wir immer (auch) auf unserer Homepage www.a2berlin.org veröffentlichen.